Voller Vorfreude fahren wir nach Bockenheim - nach über zwei Jahren wollen wir wieder bei einem Wettbewerb antreten. Die Vorfreude weicht schnell Entsetzen: kurz vor dem Ziel setzt heftiges Schneetreiben ein, die Temperatur fällt auf 1 Grad. Die Zufahrtstraßen sind schon gesperrt. Auf den Straßen herrscht Chaos, auf schlammigen Feldwegen will ich mein Auto nicht abstellen; also lasse ich Michaela und Bernd springen und mache eine ca. 30 km lange Tour in weitem Bogen um Bockenheim, nähere mich von der anderen Seite, ignoriere ein Verbotsschild und finde über Wirtschaftswegen durch die Reben den letzten Parkplatz am Bahnhof. Ich schaffe es noch rechtzeitig, vor dem Start die Mitstreiter zu treffen, das Gepäck entgegenzunehmen und mich ein Stück vom Start entfernt zu postieren; ich lasse das ganze Starterfeld passieren und verpasse vor lauter Aufregung die Asbacher: nichts mit Startfoto.
Ein Blick in das prallvolle und schlecht gelüftete Zelt lässt mich gleich Richtung Bad Dürkheim aufbrechen; eine kluge Wahl, wie sich erweist, denn ich muss zweimal umsteigen, da es auf der Bahnstrecke zwei Baustellen gibt, und ich erreiche die Wechselstelle am Marktplatz hungrig erst um 12 Uhr! Zum Glück gibt es dort eine Bäckerei und ich bestelle schnell ein Leberkäsweck. "Kann ich noch aufs Klo?", rufe ich und die Verkäuferin antwortet: "Passt schon! Bis dahin ist der Leberkäse warm!" Kaum habe ich den letzten Brocken verschlungen, kommt auch schon Bernd an; schnell wird das Gepäck gewechselt, ich übernehme den Staffelstab und schon bin ich auf der Strecke.
Inzwischen herrschen mit gut sechs bis acht Grad und dem einen oder anderen vereinzelten Sonnenstrahl fast schon ideale Laufbedingungen und ich nehme gutes Tempo auf und kann es die ganze Strecke auch halten - zugegeben, es macht auch Spaß, die armen Marathonis zu überholen, gleichsam locker an ihnen vorbeizufliegen. An der ersten Getränkestation verschmähe ich noch den Wein, an der zweiten genehmige ich mir einen Riesling; der passt gut zu den gewärmten Stückchen Saumagen. "Greif ruhig zu!", meint der Betreuer. Überall herrscht übrigens trotz des miesen Wetters eine freundliche und ausgelassene Stimmung. Man merkt, wie die Menschen es genießen, endlich wieder eine große Laufveranstaltung zu erleben.
Kurz vor dem Zieleinlauf schüttet es auf einmal heftig, sogar ein Graupelschauer geht hernieder, so dass ich doch noch "geduscht" ins Ziel einlaufe, wo meine beiden Kompagnons schon warten. Nachdem ich das Kunststück fertig gebracht habe, im Auto sitzend die nassen Klamotten gegen trockene einzutauschen, stehen wir noch am Weinstand in der Sonne, die sich endlich einmal von ihrer wärmenden Seite zeigt, erzählen uns unsere Laufgeschichten und genießen das Gefühl, einen Halbmarathon und einen Duo-Marathon gefinished zu haben.
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