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Time Bandits in München

Erstmal die Zeit totschlagen. Ich komme in München bei Andi an. Es ist früher Abend, viel Zeit also bis wir zum Riemer See aufbrechen müssen. Kein Problem für uns: wir suchen eine Ladesäule für mein eAuto, kochen Pasta mit Bratwurst und Brokkoli, spielen mit Lego-Bagger und Drohne, ich konfiguriere ein neues Haus und nebenher läuft die Glotze. Endlich 23 Uhr. Wir brechen auf. Am Riemer See finden wir den letzten Parkplatz. Dann heißt es, die letzten fünfzehn Minuten um die Ohren schlagen. Endlich ertönt um Mitternacht der Startschuss. Bis wir auf die Strecke können, vergeht geraume Zeit, denn es wird einzeln alle zwei Sekunden gestartet.

Endlich sind wir auf der Strecke. Teamwork: Andis Stirnleuchte erhellt uns von meinem Kopf den Weg. Nach dem Startbereich geht es gleich in eine scharfe Rechtskurve - „Obacht!“, ruft Andi - der Weg hier ist mit Schlaglöchern übersät. Wenigstens ist es trocken, aber hier zieht es ganz schön. Dann kommt der erste Verkehrskegel mit Blinklicht, wir biegen nach rechts ein, es folgt eine lange (später quälend lange) Gerade, auch wenn ein Teilstück mit Lampions schön ausgeleuchtet ist, dann endlich geht es nach rechts und auf den Steg über den See (bald mein Lieblingsstück, weil leicht bergab), dann folgt die lange, von Laternen ausgeleuchtete Gerade bis zum Ziel - erste von zwanzig Runden geschafft.

Wir teilen uns Essen und Trinken gut ein, bewundern die Kette der aufgereihten Stirnlampen, die vom

anderen Ufer herüber leuchten, unterhalten uns, dass bald ein Offizieller mahnt, wie schnell wir ohne unser Geschwätz wären, zählen Runde um Runde herunter. Bei mir läuft alles perfekt, Atmung gut, nichts zwickt, Tempo so gut, dass Andi mich regelmäßig bremsen muss: schließlich will er als mein Pacemaker, dass ich meine Ziele erreiche. Er staunt, wie gleichmäßig ich renne. „Gutes Training zahlt sich aus!“, meint er anerkennend. „Schwitzt du überhaupt?“, frage ich. „Ein bisschen“, meint er augenzwinkernd.

Wir erleben den Zeittunnel: Um drei Uhr springt die Uhr zurück. Es läuft super, und langsam begreife ich: ich schaffe es! Allmählich wird es einsam auf der Strecke. Die Halbmarathonis sind durch, viele geben auf, die Abstände werden größer, wir machen immer mehr Plätze gut. Und mein Einbruch? Findet nicht statt. Ab der fünfzehnten Runde werde ich langsam still, weil ich jetzt meinen Atem allein fürs Rennen brauche, aber erst die letzten drei Runden werde ich langsamer, halte aber konstantes Tempo. Andi zieht jetzt alle Register der Motivation, und er macht seine Sache gut! Am Ende reicht es sogar zu einem Endspurt. Und zu verstohlenen Tränen der Rührung, es geschafft zu haben. Und dann gibt es sogar Augustiner im Ziel! Läufer-Himmel!


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