Das Wetter scheint zu halten. Die Wolken zeigen Struktur, also wird es hoffentlich trocken bleiben. Ich stelle mein Auto in Zwingenberg beim Bahnhof ab. Von dort ist es nicht weit bis zum Imbiss: wenn ich weit genug laufe, kann ich mich hinterher belohnen!
Über den Steg quere ich den Neckar, dann renne ich Richtung Naturfreundehaus. Auf der rechten Seite erhebt sich imposant wie immer das Zwingenberger Schloss. Mir kommen die Schlossfestspiele in den Sinn, der Freischütz, die Wolfsschlucht... Stimmt! Ich könnte ja mal einen Trail wagen und die Wolfs
schlucht hinaufrennen! Also mache ich kehrt, zurück ans andere Ufer, das ganze langgetreckte Dorf entlang, bis ich unterhalb der Burg den Einstieg in die Wolfsschlucht erreiche...
Ein riesiges Schild warnt vor den vielfältigen Gefahren und gibt wertvolle Verhaltenstipps. Ich beherzige die riesige Überschrift "Betreten auf eigene Gefahr" und renne los - um dann nach wenigen Metern doch ins Schritttempo zu verfallen, denn es wird schmal, steil und vor allem sehr matschig. An manchen Stellen fällt die Schlucht so tief ab, dass an den Felswänden Eisenschnüre befestigt sind, um sich halten zu können. Daher also auch der Name "Klettersteig"! Ich bin froh, mich an den Seilen festhalten zu können und nutze auch sonst jeden Halt, Wurzeln, Steine, Zweige, sogar den Hosenboden, um nicht abzustürzen, und hangele und steige mutig nach oben. Zweimal muss ich den Bach überqueren und über wacklige Steine im Flussbett balancieren, um keine nassen Füße zu bekommen. Ansonsten bin ich allein unterwegs - übrigens im Schneckentempo, nicht etwa, weil der Trail so anspruchsvoll wäre, sondern weil ich so oft stehen bleibe und fotografiere. Dann treffe ich ein junges Paar: er fotografiert aus allen Blickwinkeln, sie steht gelangweilt daneben. "Jetzt kann ich ja abstürzen", meine ich, "jetzt wäre ja Hilfe da!" Ich ernte das erwartete Lachen.
Oben angekommen, führt ein bequemer Waldweg langsam geschwungen zurück zur Burg - steinig und glitschig zugleich, denn die Waldfahrzeuge haben den Weg breit und matschig gewalzt. Als ich fast schon am Ziel bin, fängt es doch noch an zu regnen. Ein Mann kommt mir entgegen, an seiner Seite trottet missmutig ein riesiger Hund. "Hundewetter!", rufe ich schon von weitem. "Ja, jetzt fängt's an zu regnen. So ein Sch...", meint er. "Hundewetter ist", rufe ich ihm im Vorbeirennen zu, "wenn meine Katzen daheim auf dem Sofa bleiben." Er lacht sarkastisch, aber er lacht. Am Auto schlüpfe ich schnell in trockene Sachen, gehe hinunter zum Imbiss und gönne mir einen fetten Cheeseburger, Pommes und ein Bier. Verdient ist verdient!
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