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Demut und Entschleunigung

Aktualisiert: 22. Nov. 2020


Einerseits wünscht sich so mancher Entschleunigung in seinem Leben - weniger Stress, nicht so durch das Leben hasten, mehr Muße, mehr Ruhe; andererseits ist kaum einer bereit, auch nur für gewisse Zeit auf Liebgewordenes zu verzichten: als ob Urlaub, Reisen, Feiern, Ausgehen, Party die wichtigsten Dinge des Lebens sind. Die Quittung haben wir jetzt: nach einem unbeschwerten Sommer hat sich der Corona-Virus so heftig (und immer mehr auch heimlich und nicht mehr nachvollziehbar) ausgebreitet, dass wir uns im zweiten Lockdown befinden, auch wenn der Begriff "Wellenbrecher-Lockdown" den Eindruck erwecken möchte, schon bald käme die Normalität zurück. Wer's glaubt...

Nun dürfen wir wieder nur zu zweit laufen. Wir sind zwar pro Trainingseinheit nie mehr als zehn Menschen momentan, aber da wir aus deutlich mehr als zwei Haushalten stammen, dürfen wir uns nicht mehr auf unserem angestammten Treffpunkt versammeln, um uns in Laufpaare aufzuteilen. Aber das hindert uns nicht: wir können das Duo-Training auch digital organisieren. Die ersten beiden sind Michaela und Heike, die sich in unserer WhatsApp-Gruppe zum gemeinsamen Training verabreden. Leider habe ich nachmittags geschäftlich eine Krisensitzung, die sich bestimmt bis in den Abend ziehen wird. Ich bin mutig und starte einen Versuchsballon und schreibe in die Chat-Gruppe, ob jemand spontan Zeit und Lust hat, sich schon um 10 Uhr auf die Strecke zu begeben. Tatsächlich meldet sich Torben, der Spätschicht und für den Vormittag noch nichts geplant hat. Flugs verabreden wir uns und Torben ist sogar zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit mit seinem Auto in meiner Hofeinfahrt. Auch ein Vorteil: wir fahren nicht mehr mit zwei Autos nach Asbach, sondern nur ein Verbrenner bewegt sich nach Mörtelstein. Das Klima wird es uns danken! Das Wetter ist mild, der Gesprächsstoff geht uns auch bei elf Kilometern nicht aus, also sind wir mit dem heutigen Training sehr zufrieden, auch wenn wir die anderen nicht sehen und sprechen konnten. Und bis zum Abend sind dann eine ganze Menge von uns unterwegs gewesen!

Und dann? Nach dem Lockdown ist vor dem nächsten Lockdown? Das haben wir alle selbst in der Hand - es liegt an unserem Verhalten. Vielleicht könnten wir es einmal ernst nehmen mit der Entschleunigung und ein bisschen mehr Demut üben angesichts unserer Ansprüche an das Leben, das in Fülle Urlaub und Spaß, Feiern und Ausgehen bieten soll. C. S. Lewis sagte einmal: "Demut bedeutet nicht, weniger von sich selbst zu denken. Es bedeutet, weniger an sich selbst zu denken."

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