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Billiger Start!

Aktualisiert: 14. Juni 2020

Was sparen wir im Moment nicht für Unmengen Geld! Beispiel dieses Wochenende: ich wollte den 44. Lindenblütenlauf in Neuenstadt am Kocher rennen. Ein Halbmarathon. Da habe ich mich schon lang darauf gefreut. In Zeiten von Corona ist natürlich auch dieser Lauf abgesagt worden. Ich spare: das Startgeld, die Anfahrt, das Brötchen und den Kaffee vor dem Start, das Essen nach dem Start und vielleicht hätte ich mir an einem Verkaufsstand auch neues Outfit gekauft. Das ist nur ein Beispiel. Wenn man bedenkt, was für Läufe dieses Jahr alles ausfallen, bei denen ich an den Start gehen wollte, kommt ein Haufen Geld zusammen.

Soweit, so gut. Und dann wird's auch schon schlecht: woher die Motivation nehmen zu trainieren, wenn ich mich bei keinem Wettkampf beweisen kann? Training ist gut für die Gesundheit und die körperliche Fitness, sagt meine kluge innere Stimme. Jaja, von wegen, höhnt mein innerer Schweinehund und hält mir die Verlockungen der gemütlichen Terrasse vor Augen.

Zum Glück gibt's ja Lauffreunde, etwa die in München, die kurzerhand vorschlagen, aus der Ferne ein Laufduell zu starten. Sonntag neun Uhr Start zum Halbmarathon, alle fünf Kilometer ein Foto als Beweis und hinterher die Tracking Daten. Und das langsamere Team muss ein Siegeressen kochen, wenn wir wieder reisen dürfen. Ich frage Andi, ob wir ein gemischtes Doppel machen wollen (denn die Gegner in München sind verheiratet, Andi auch, aber nicht mit mir) - und er sagt spontan zu.

Die Vorbereitungen sind einfach: Laufklamotten an, eine Banane in Stücke schneiden und mit den Trinkflaschen in den Rucksack. Andi kommt - und pünktlich erfolgt der Start (die Münchner musste ich zurückpfeifen, die wollten schon eine Minute vor 9 einen Frühstart wagen). Ansonsten hatte ich nicht viel Zeit zur Organisation: ich wähle also meine 16-km-Trainingsstrecke und plane, ein paar Schleifen einzubauen, damit wir auf die Halbmarathondistanz kommen. Andi folgt mir blind, und nach der ersten Schleife hat er sowieso keine Ahnung mehr, wo wir sind. Ich plane die Schleifen in der ersten Streckenhälfte, das ist psychologisch sinnvoller, dass man am Ende ohne Schnörkel ins Ziel kommt. Schon vor der ersten Trinkpause (alle 5 Kilometer) erwerbe ich das erste Lob: "Bist du heute aber schnell!", meint Andi. Erstens zahlt sich Training aus, zweitens hat Andi gestern sechs Stunden bei mir im Garten geschafft, gutes Timing also.

Über viele Schleifen gelangen wir über Breitenbronn nach Aglasterhausen, wo wir eine Sightseeing-Tour durch den Ort machen, dann geht es weiter nach Helmstadt, wo ich auf einem Rundkurs die schönsten Bauwerke zeige, dann biegen wir unter der falschen Unterführung ab, finden aber trotzdem am Gnadenhof wieder auf den Radweg nach Daudenzell und nach Asbach, wo wir bei Gerd klingeln, der übelst überrascht ist, dass wir so gut drauf sind. Noch gut fünf Kilometer bis ins Ziel. Recht warm ist es heute. Dann kommt der Nackenschlag: auf Höhe des TechNO erreicht uns die Nachricht, dass das Münchner Team nach 2:05 Stunden bereits im Ziel ist. Als ich den Schrecken verkraftet habe und wir den Kalkofen passiert haben, erreiche ich wieder Wettkampftempo (schließlich geht es nur noch bergab), allerdings müssen wir noch vier Runden um den Bolzplatz drehen, um die erforderliche Strecke zu erreichen, dann kommen wir nach 2:23 Stunden und 21,2 km ins Ziel. Und dann erstmal ein Bier. Oder zwei. Das war ein billiger Lauf. Aber umso schöner.


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