Alles hat zwei Seiten!

Am Wochenende sollen die Temperaturen auf 39 Grad klettern. Dazu schwüle Luft. Der wahre Horror für einen Läufer! Zum Glück bin ich ein Frühaufsteher und kann schon um 6 Uhr auf die Piste, wenn die Luft noch frisch ist und die Temperaturen erträglich. Meine Katzen sitzen am Futternapf, frühstücken und blicken mir verwundert hinterher, wenn ich losrenne. Aber dienstags und donnerstags geht es nicht: da ist Lauftraining in der Kleingruppe angesagt. Start um 18 Uhr in der gefühlt größten Hitze des Tages, das Ozon hat sich in der Luft angereichert und reizt meine empfindlichen Bronchien, die Beine fühlen sich bleiern an, vor allem an den zahlreichen Steigungen, die es hier gibt: nach wenigen Schritten schon klebt das Laufshirt am Rücken. In Asbach weit und breit kein Wald in Sicht, bis wir dorthin gerannt sind, sind wir schon k. o. - und am Waldrand warten schon gehässig die gefräßigen Pferdebremsen auf uns. Zum Glück starten wir manchmal in Mörtelstein, da können wir wenigstens 90 Prozent im deutlich kühleren Wald rennen - auch die Luft schmeckt hier viel besser. Erschöpft sinke ich verschwitzt auf meiner Terrasse in den Gartenstuhl: mein Kater springt auf meinen Schoß, riecht kurz an meinem nassen Laufshirt, verzieht angewidert das Gesicht und verlässt flugs diese Geruchsquelle, also mich.
Aber es gibt auch noch die andere Seite. Nie schmeckt ein Bier besser als nach elf Kilometer Hitze-Blut-und-Schweiß-Lauf! Was macht Heike für Augen, als ich einen Rucksack aus dem Auto hole und zwischen Kühlakkus Bierflaschen herauskrame. Gerecht abgemessen: ein Bier für sie, zwei für mich. Oder wir trinken auf meiner Terrasse noch ein Bier, wenn wir in Mörtelstein rennen, und kurzerhand haue ich ein paar Spiegeleier in die Pfanne und schneide das frische Brot an. Das lockt sogar den Nachbarkater mit seiner Halterin herüber, die artig fragt, ob sie auch einen Marillen-Schnaps haben kann. So lobe ich mir den Sommer! Wenn die elf schweißtreibenden Kilometer zuvor nicht wären...